Hallo Forenleser
Nachdem ich euch die letzten Monate mit Threads zu Röhrenklang gefüttert habe, wollte ich euch heute etwas neues servieren: Ich komm grad von nem "Werkstattbesuch" bei Octave zurück.
Folgende Vorgeschichte: Meine RE280 hat in den letzten 1,5 Jahren einige Leistungsröhren gekillt, einige von euch werden sich an die Threads erinnern. Nach dem Ableben der letzten Psvane ging dann plötzlich auf V3 gar nix mehr. Ruhestrom zu tief und nicht mehr einstellbar, kein Musiksignal auf der Röhre. Bemerkenswerterweise tönte der Amp auf 3 Töpfen noch immer sehr gut... Aber: Safety first! Hab ihn sofort vom Netz genommen.
Ein guter Freund hat dem verzweifelten Marco geholfen und den Kontakt zu Andy Rapp hergestellt. Andy ist verantwortlich für den Bau der RE2xx. Nach 10 Tagen ohne Sound (!) wars heute so weit: RE in den Kofferraum gepackt und die 300 km nach Karlsbad in den Asphalt gebrannt.
Bei der Anfahrt gabs die erste Überraschung, die irgendwie bezeichnend war für den ganzen Besuch. Ich fahr so durch das Industriegebiet und suche zwanghaft nach einem "Industriegebäude" mit fettem Parkplatz, Eingangshalle, grosser Beschriftung... Ihr wisst schon. Aber auch bei der 3. Konsultation meines Navis führt mich dieses auf den knapp bemessenen Parkplatz eines Wohnhauses... Wenn da nicht ein Plexischild mit "Octave" an der Hausecke hangen würde, ich hätt wohl eher mein Navi weggeschmissen, als zu denken, dass meine heissgeliebten Verstärker hier gebaut wurden.
Die telefonische Anmeldung entfiel standesgemäss. Andy hatte mich wohl von seinem Arbeitsplatz aus erspäht und schlenderte mir entspannt entgegen. wenig später war mein Rollstuhl entladen und Michael (Nonnemann) wurde herbeigerufen, um mich im Rollstuhl die Treppe hochzutragen.
Spätestens beim Betreten von Andys "Werkstatt" dämmern mir einige Sachen: Wir sind immer noch in dem Gebäude, in dem vor ewigen Zeiten alles mit einer Trafo-Wicklerei angefangen hat. Dies ist wohl sogar das Elternhaus von Andreas Hofmann. Der ganze Hype, der ganze Bekanntheitsgrad der Marke, all die Auszeichnungen in der Fachpresse, der überirdisch gute Sound meiner Verstarker, all das hat nichts daran geändert, dass hier ein überraschend überschaubarer Haufen an Enthusiasten in Wohnräumen jedes Teil von Hand baut oder, wo unbedingt nötig und sinnvoll, von Zulieferern aus der Region bezieht. Ein bunter Haufen an freundlichen Menschen, die irgendwie alles können, ausser anständig hochdeutsch zu sprechen.
Die technische Analyse der Probleme meiner RE fiel nicht ganz so leicht. Ich stehe dazu, dass ich mir die Geräte welchen meinen Ohren gefallen nur als second hand leisten kann, und so kam ich mit einer Endstufe an, die älter ist als Andys Abschlusszeugnis als Elektroniker. Also wurde nochmal Michael als Joker bemüht ("der war schon da, als deine Endstufe gebaut wurde...")
Ein Paar nervöse Minuten später die Diagnose: Kathodenwiderstände durchgebrannt. Wohl eine Nachwirkung der defekten Röhren. Vielleicht ein Verschulden meiner letzten Importe aus Asien. Anders als erwartet sieht nicht nur der Widerstand der betroffenen Röhre schlecht aus. 3 von 4 Widerständen sehen aus wie zu lange gebacken.
Erfreut stelle ich fest, dass die neuen Widerstände, die Andy einlötet, wesentlich robuster aussehen. "irgendwann merkt man eben, welche Teile wie gut halten" meint er fast entschuldigend. Die "schlechten" haben immerhin 10 Jahre und mindestens 4 sterbende Röhrensätze überlebt: Entschuldigt! So wurde der "Deckel" wieder zugeschraubt, die Röhren durften wieder in den Stollen zum arbeiten. Ich wäre schon jetzt völlig happy gewesen, fühlte ich mich doch immer noch wie ein "frecher Besucher" der sich mal eben in die heiligen Hallen schleicht und alle vom Arbeiten abhält. Auch Andreas Hofmann schaut kurz rein, meint, er sei eigentlich gar nicht da und findet trocken: "Tollen Tag ausgesucht, um vorbeizukommen" Ich bin verdutzt und begreife erst viel später, im Stau des ersten Tags der deutschen Sommerferien, was er gemeint hat.
Andy liess es sich aber nicht nehmen, meine RE noch penibel durchzumessen, und erst dann Freizugeben, als die Kanalabweichung mit 0.2 DB wieder den Werksvorgaben entspricht. Wohlgemerkt mit alten, schon lange nicht mehr gematchten Röhren.
Nach einer persönlichen Führung durch die Fertigung und der Vorstellung aller Mitarbeiter werde ich von Andy und Michael wieder die Treppe runtergetragen und verlasse Octave mit einem dicken Grinsen und einer perfekt funktionierenden RE280 MK2. Darüber, wie gut das Ding jetzt klingt, könnt ich glatt nochmals so viel schreiben, aber das erspar ich euch. Eigentlich wollte ich nur 2 Dinge loswerden
1. Jeder Mitarbeiter von Octave hat in meiner bescheidenen Behausung mit der unbescheidenen Anlage drin lebenslanges Besuchsrecht. Ich hoffe, ich kann mich irgendwann für den super Service revanchieren!
2. Ich bin ein einfacher Mensch mit Prinzipien. Und als ehemaliger Verkäufer hab ich mir mal geschworen, dass ich mein Geld nur noch Leuten gebe, die ihre Sache mit Herzblut machen. Deshalb sag ich jedem der es hören will: Bevor ihr irgendein anderes Produkt kauft, dass angeblich besser klingt, steckt das Geld lieber in eure Octave-Amps, und lasst ihnen nebst neuer Röhren auch mal ne Revision angedeihen. Eventuell könnt ihr meine Erfahrungen dann teilen. Ich für meinen Teil werde bei keinem anderen Verstärkerbauer mehr vorfahren.
Soweit: Vielen Dank an das Octave Team und jeden, der sich die Zeit zum lesen genommen hat.
Marco
Einmal Octave und zurück: Bericht eines Kurzbesuchs
Re: Einmal Octave und zurück: Bericht eines Kurzbesuchs
Hallo Marco,
also was soll ich sagen, ich verneige mich vor dir. Ein toller Bericht wunderbar zu lesen mir fehlen die Worte.
Viele Grüße
Frank
also was soll ich sagen, ich verneige mich vor dir. Ein toller Bericht wunderbar zu lesen mir fehlen die Worte.
Viele Grüße
Frank
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- Registriert: Mi 7. Jan 2015, 06:56
Re: Einmal Octave und zurück: Bericht eines Kurzbesuchs
Ein guter Freund hat dem verzweifelten Marco geholfen und den Kontakt zu Andy Rapp hergestellt. Andy ist verantwortlich für den Bau der RE2xx. Nach 312-50 dump - testking.me 10 Tagen ohne Sound (!) wars heute so weit: RE in den Kofferraum gepackt und die 300 km nach Karlsbad in den Asphalt gebrannt.
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- Registriert: Mo 2. Apr 2018, 23:20
Re: Einmal Octave und zurück: Bericht eines Kurzbesuchs
Dieser Bericht hat mir riesig gefallen. Danke, Marco!
Re: Einmal Octave und zurück: Bericht eines Kurzbesuchs
Nachdem ich euch die letzten Monate mit Threads zu Röhrenklang gefüttert habe, wollte ich euch heute etwas neues servieren: Ich komm grad von nem "Werkstattbesuch" bei Octave zurück.
Folgende Vorgeschichte: Meine RE280 hat in den letzten 1,5 Jahren einige Leistungsröhren gekillt, einige von euch werden sich an die Threads erinnern. Nach dem Ableben der letzten Psvane ging dann plötzlich auf V3 gar nix mehr. Ruhestrom zu tief und nicht mehr einstellbar, kein Musiksignal auf der Röhre. Bemerkenswerterweise tönte der Amp auf 3 Töpfen noch immer sehr gut... Aber: Safety first! Hab ihn sofort vom Netz genommen.
Ein guter Freund hat dem verzweifelten Marco geholfen und den Kontakt zu Andy Rapp hergestellt. Andy ist verantwortlich für den Bau der RE2xx. Nach 10 Tagen ohne Sound (!) wars heute so weit: RE in den Kofferraum gepackt und die 300 km nach Karlsbad in den Asphalt gebrannt.
Bei der Anfahrt gabs die erste Überraschung, die irgendwie bezeichnend war für den ganzen Besuch. Ich fahr so durch das Industriegebiet und suche zwanghaft nach einem "Industriegebäude" mit fettem Parkplatz, Eingangshalle, grosser Beschriftung... Ihr wisst schon. Aber auch bei der 3. Konsultation meines Navis führt mich dieses auf den knapp bemessenen Parkplatz eines Wohnhauses... Wenn da nicht ein Plexischild mit "Octave" an der Hausecke hangen würde, ich hätt wohl eher mein Navi weggeschmissen, als zu denken, dass meine heissgeliebten Verstärker hier gebaut wurden.
Die telefonische Anmeldung entfiel standesgemäss. Andy hatte mich wohl von seinem Arbeitsplatz aus erspäht und schlenderte mir entspannt entgegen. wenig später war mein Rollstuhl entladen und Michael (Nonnemann) wurde herbeigerufen, um mich im Rollstuhl die Treppe hochzutragen.
Regards:
Jes,,,,,,,,,
Folgende Vorgeschichte: Meine RE280 hat in den letzten 1,5 Jahren einige Leistungsröhren gekillt, einige von euch werden sich an die Threads erinnern. Nach dem Ableben der letzten Psvane ging dann plötzlich auf V3 gar nix mehr. Ruhestrom zu tief und nicht mehr einstellbar, kein Musiksignal auf der Röhre. Bemerkenswerterweise tönte der Amp auf 3 Töpfen noch immer sehr gut... Aber: Safety first! Hab ihn sofort vom Netz genommen.
Ein guter Freund hat dem verzweifelten Marco geholfen und den Kontakt zu Andy Rapp hergestellt. Andy ist verantwortlich für den Bau der RE2xx. Nach 10 Tagen ohne Sound (!) wars heute so weit: RE in den Kofferraum gepackt und die 300 km nach Karlsbad in den Asphalt gebrannt.
Bei der Anfahrt gabs die erste Überraschung, die irgendwie bezeichnend war für den ganzen Besuch. Ich fahr so durch das Industriegebiet und suche zwanghaft nach einem "Industriegebäude" mit fettem Parkplatz, Eingangshalle, grosser Beschriftung... Ihr wisst schon. Aber auch bei der 3. Konsultation meines Navis führt mich dieses auf den knapp bemessenen Parkplatz eines Wohnhauses... Wenn da nicht ein Plexischild mit "Octave" an der Hausecke hangen würde, ich hätt wohl eher mein Navi weggeschmissen, als zu denken, dass meine heissgeliebten Verstärker hier gebaut wurden.
Die telefonische Anmeldung entfiel standesgemäss. Andy hatte mich wohl von seinem Arbeitsplatz aus erspäht und schlenderte mir entspannt entgegen. wenig später war mein Rollstuhl entladen und Michael (Nonnemann) wurde herbeigerufen, um mich im Rollstuhl die Treppe hochzutragen.
Regards:
Jes,,,,,,,,,